Immer wieder finden sich in der „Ersten Tochter“ Worte original aus dem Singisischen. Immerhin haben die Singisen z. B. andere Zeiteinheiten als die Menschen und dementsprechend eigene Ausdrücke dafür. Und so manches Schimpfwort lässt sich einfach nur schlecht übersetzen. Doch Singisen haben nicht nur ihre eigene Sprache, sondern auch ihre eigene Art, sich auszudrücken.

Fische auf der Leine

Redensarten entwickeln sich aus den Lebensumständen eines Volkes. „Seine Karten auf den Tisch zu legen“ macht nur Sinn in einer Kultur, die Kartenspiele kennt. Was die Singisen nicht tun. Gut, seit sie den Terranern begegnet sind, erfreut sich Poker wachsender Beliebtheit und irgendwie hat das bayerische Schafkopfen seinen Weg auf den nordischen Kolonialplaneten Trvane gefunden. Aber als Redewendung gebrauchen Singisen das mit den Karten immer noch nicht.

Stattdessen spricht man in Naharmbra, wo unsere Myn und ihre Familie wohnen, davon, dass jemand „all seine Fische auf die Leine hängt“. Naharmbra ist eine alte Stadt am westlichen Ufer des Inneren Ozeans, dem riesigen Binnenmeer von Singis, und liegt außerdem an der Mündung des größten Flusses auf der Nordhalbkugel. Da sollte es nicht überraschen, wenn sich dort viele regionale Sprichwörter um das Wasser drehen.

Wie ihnen die Worte aus dem Mund fallen

Und wie ist den Singisen der Schnabel nun gewachsen bzw. wie fallen ihnen die Worte aus dem Mund? Hier präsentiere ich eine kleine Auswahl singisischer Redensarten und was sie bedeuten:

Sand im Kopf haben

Sehr dumm und begriffsstutzig sein; geht vermutlich auf das sogenannte Erdvolk zurück, das einst auf der Südhalbkugel des Planeten lebte und das der Rest von Singis völlig unzutreffend als ungebildet und primitiv wahrnahm. Denselben Ursprung hat die Wendung „gerade erst aus der Erde gekrochen sein“ für einen sehr naiven, weltfremden Zeitgenossen.

Die Zwei Keuschen Schwestern

Eigentlich gehören die Zwei Keuschen Schwestern zu den Chyndrai (Elementarwesen) der singisischen Mythologie und sind  zwei weibliche Wassergeister, die einen Keuschheitseid geleistet haben. Vergleicht man jemanden mit diesen beiden mythischen Damen, vor allem im Zusammenhang mit einem Fest, nennt man diese Person im Endeffekt ein Mauerblümchen oder eine Spaßbremse.

Winddurchblasener Geist

Unterstellt man jemandem einen „winddurchblasenen Geist“, drückt man aus, dass man diese Person sehr verschroben findet. In der Regel wird der Ausdruck vor allem für Frauen und/oder Leute von der Ostküste des Kontinents gebraucht, wo sehr starke Winde wehen. – Man merkt schon: Singisische Redewendungen sind selten politisch korrekt.

Der Vogel, der das Gebälk zum Einsturz bringt

Entspricht unserer Redensart vom Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Herkunft dieses Sprachbildes ist nicht gesichert. Manchmal, aber nicht immer, hat sie auch einen sexuellen Unterton. Es kommt auf den Kontext an.

Jemanden den Wein sauer machen

Es sich ordentlich mit jemandem verderben. Nicht wenige singisische Sprichwörter haben mit Wein zu tun. Der Grund dafür ist angeblich ungeklärt.

Schattengedanken nachhängen

Schwarzmalerei betreiben und zwar exzessiv. „Schatten“ ist im Singisischen eine allgemeine Metapher für alles Ungute, Lebensfeindliche. Auch die Anhänger des Göttlichen Gegners Dechal werden so genannt. Ihre Heimat ist entweder das Nicht-Sein oder das Schattenreich.

Rot werden wie ein Neoly-Banner im Wind

Die Bedeutung ist wohl selbsterklärend. Nicht wenige Redensarten im Singisischen Reich leiten sich von Großen Alten Familien wie den Neolys ab. In diesem Fall musste nur die Grundfarbe des Familienwappens als Inspiration herhalten. Oft beziehen sich solche Sprichwörter aber auch auf bestimmte Charaktereigenschaften, die den verschiedenen Familien nachgesagt werden.

 

… Und das war’s für heute in Sachen singisischer Sprachkunde! Mehr demnächst in diesem Theater 🙂