Über Titel und ihre Findung
Einen Titel für einen Roman zu finden, ist gar nicht so einfach – ganz zu schweigen für eine ganze Buchreihe. Wie nennt man einen Roman, der in der Zukunft spielt, sich aber mehr auf Figuren und Gesellschaftsfragen konzentriert als auf Technologie und Weltraum? Und in dem auch noch eine Frau die Hauptrolle spielt? Leicht zu merken sollte er auch sein. Und aussagekräftig und treffend. Dass der Titel sich auf Myn, meine Hauptheldin, fokussieren sollte, wurde mir irgendwann klar. Aber wie weiter?
Ein Blick hinter die Kulissen
Um es offen zu sagen: Ich wollte auf Dechal-komm-raus einen typischen deutschen Fantasy/SciFi-Titel vermeiden von der Sorte „Die Kinder des Nin“, „Der Tigerclan von Merina“, „Die Tribute von Panem“ … ehrlich „The Hunger Games“ ist einfach ein so viel besserer Titel, ganz zu schweigen von „Tiger burning bright“ anstatt „Tigerclan von Merina“.
Was ist nur los mit deutschen Titel und ihrer Versessenheit mit Orten? Wenn’s keine Orte sind, dann sind’s andere Zugehörigkeiten. Die Irgendwas von oder des scheint ein beliebter Standard für Titel in meinen Lieblingsgenres zu sein. Aber sollte ich mich da tatsächlich anschließen? Und meine Buchreihe „Die Kinder von Singis“ nennen? Meh!
Über Töchter
Ich wollte das nicht. Ich halte wenig von dieser Ortsversessenheit. Es ist zwar ein guter Marker, um Titel als Fantasy oder sonstwie den imaginären Genres zugehörig auszuweisen, aber ich fand das schon immer so langeweilig wie eingeschlafene Füße. Und noch nicht mal singisische Füße.
Also keine Kinder von Singis und auch keine Tochter von Singis, obwohl Frau und Planet im Zentrum meiner Romanreihe stehen. Aber das mit der Tochter, das war schon irgendwie richtig und gefiel mir. Dass sich alles um eine Frau dreht, ist in einer Romanreihe, die in der Zukunft und im Weltraum spielt, immer noch beachtenswert genug, dass ich von Anfang an keinen Zweifel daran lassen wollte.
Ein Blick nach Singis
Aber wer und was ist denn nun eine Erste Tochter? Dazu werfen wir einen Blick nach Singis, den Planeten, auf dem unsere Geschichte spielt.
Die Erklärung ist zunächst mal recht einfach: Die Erste Tochter ist die älteste Tochter eines adligen Hauses – einer Großen Alten Familie, um den korrekten Ausdruck zu verwenden. Das Singsisische Reich ist seit mehr als einem Zeitalter eine Demokratie – insofern, dass alle erwachsenen Männer das Wahlrecht haben. Frauen kann und darf mann so eine große Verantwortung selbstverständlich nicht zumuten. Das geht gegen ihre zarte, leicht beeinflussbare Natur.
Über Große Alte
Jedenfalls: so was wie eine Demokratie. Nur sind Singisen extrem traditionsbewusst, und die Großen Alten Familien gibt es seit der Gründung das Reiches. Sie sind die Gründer des Reiches, oder jedenfalls waren es ihre Urahnen. Die Neolys, Myns Familie, gehören zu diesen alten Adelssippen.
Angeführt wird jede Familie von ihrem Patriarchen, ein Titel, der in der Regel direkt an den ältesten Sohn weitervererbt wird (auch wenn es Ausnahmen gibt). Im Falle von Myns Clan ist dieser Patriarch ihr Großvater, der allgemein als „der alte Neoly“ bekannt ist, so eng ist seine Person mit dem Ansehen und dem Status der Familie im Reich verbunden.
Alle Blicke auf die Erste Tochter
Erste Tochter nun ist der Titel, den normalerweise die älteste Tochter des Patriarchen trägt. Da aber der alte Neoly ausschließlich männliche Sprösslinge gezeugt hat – drei davon, die er persönlich alle für ziemlich nutzlos hält – fällt dieser Titel der ältesten Tochter seines ältestens Sohnes zu. Und das ist niemand anderer als unsere Myn – die Erste Tochter der Neolys.
Myns Herkunft als Tochter eines Adelsgeschlecht bestimmt ihr Schicksal. Auch wenn sie ihren eigenen Kopf hat und ihre eigenen Träume – aus ihrer Ersten-Tochter-Haut kann sie so schnell nicht schlüpfen. Sie beginnt ihre Geschichte als Adelsspross. Wohin ihr Weg sie führt … nun das werden wir herausfinden!
Denn natürlich bedeutet die Erste Tochter noch mehr. Aber was, das verrate ich an dieser Stelle noch nicht …