Was lange währt … Die Ketzersbuhle erscheint!
Was lange währt, wird endlich gut! „Keztersbuhle“, Band 4 meiner Future-Fantasy-Reihe „Die Erste Tochter“ steht kurz vor der Veröffentlichung. Heute gibt’s einen Rückblick auf Band 3 und eine Leseprobe aus „Ketzersbuhle“. Ich hoffe, ihr freut euch schon genauso auf neue Abenteuer im Mynversum wie ich 😉
Eine Einleitung für die Ketzersbuhle …?
„Die Erste Tochter“ ist ein Future-Fantasy-Epos der Extraklasse – oder jedenfalls der Extralänge! Band 1 bis 3 bringen es gemeinsam auf stolze 1.300 Seiten. Da habe ich schon öfter von Leser:innen die Anregung bekommen, am Anfang von jedem neuen Band eine Art Zusammenfassung zu setzen. So in der Art „Was bisher geschah“.
Ich habe mir das auch ernsthaft über legt, weil ich das Hauptargument überzeugend finde: So eine Zusammenfassung könne Reihenleser:innen den Wiedereinstieg erleichtern, vor allem weil „Die Erste Tochter“ ja durchaus auch einen längeren Veröffentlichungsrhythmus hat. – Es ist nur: Ich kann so etwas nicht schreiben.
Um ehrlich zu sein, bilde ich mir ja schon einiges auf meine Fähigkeiten als Schreiberlingin in. Aber wo ich total ablose, und das schon immer: Inhaltsangaben. Außer ihr möchtet, dass „Ketzersbuhle“ noch 50 Seiten mehr bekommt, müsst ihr auf einen Schnelldurchgang durch Band 1 bis 3 verzichten. Da stoße ich einfach an meine Grenzen. Punkt.
Außerdem: Ich halte es ganz ehrlich auch nicht für gut, wenn Autor:innen Zusammenfassungen ihrer eigenen Romane für die Leser:innen schreiben. Denn wir haben zwangsläufig unsere eigene Sicht auf unsere Geschichte. Und deshalb werden wir bei einer „Inhaltsangabe“ unsere eigenen Schwerpunkte setzen und damit die Interpretationsrichtung der Leser:innen lenken. Was ich weglasse und was ich betone, wird euch darin beeinflussen, wie ihr weiterlest. Und das möchte ich nicht. Ihr sollt die Ketzersbuhle so unbeeinflusst wie möglich lesen, oder?
Ein Rückblick auf die Narrenbraut
Aber ich habe mir auch gedacht, dass es doch einen Kompromiss geben muss. Denn das Argument steht ja weiter: Mache ich es mit einem langsamen Veröffentlichungsrhythmus und meinen langen, plot- und charakterintensiven Romanen Leser:innen nicht schwer, wieder in die Geschichte einzusteigen?
Also habe ich mir für „Ketzersbuhle“ etwas überlegt: Um die Leser:innen dort abzuholen, wo ich sie verlassen habe, beginnt „Ketzersbuhle“ mit einem kleinen Rückblick auf das Ende von „Narrenbraut“. Wir erinnern uns gemeinsam daran, wo wir unsere liebsten und wichtigsten Figuren zurückgelassen haben und wie es ihnen gerade geht.
So, hoffe ich, bekommen die Leser:innen eine Gedächtnisstütze und können langsam und geschmeidig wieder in das Mynversum eintauchen.

Narrenbraut – Wo wir stehen
Werfen wir doch zusammen einen Blick zurück auf das Ende von „Narrenbraut“, um uns zu erinnern wo Myn und ihre Freunde und Feinde gerade stehen und wie es ihnen so geht.
Myn
Wir schreiben den Tag nach dem rauschenden Fest der Göttlichen Einheit – ein trüber, grauer Morgen, der sich nur langsam in einen sonnigen Vormittag auflöst. Wären die Singisen Terraner, konnten wir sagen, sie haben alle einen ordentlichen Kater. Nicht nur wegen des Alkohols, sondern weil Myns Ehemann sie und Ftonim Sar dummerweise dabei sie erwischt hat, wie sie mitten auf einem öffentlichen Fest miteinander in einem Brunnen getanzt haben. Nur getanzt, aber zugegebenermaßen ziemlich feurig. Myn findet trotzdem, dass ihm das nicht das Recht gibt, sie ins Gesicht zu schlagen und vor aller Augen nach Hause zu zerren. Noch weniger Recht hat er, sie mit Sex bestrafen. Getan hat er es trotzdem, denn die Wahrheit ist: Als singisischer Ehemann hat er gesetzlich gesprochen jedes Recht dazu – und Myn hat keines.
Das macht sie wütend, so, so wütend. Myn hat genug. Also beschließt sie, der Organisation für die Gleichstellung der singisischen Frau beizutreten, und veranlasst Vairrynn dazu, sie zu einer Person zu bringen, die sie bei den „Töchtern der Lchandra“ einführen kann. Dass es sich dabei auch um die Frau handelt, mit der ihr Geliebter seine ersten sexuellen Erfahrungen gesammelt hat, sei dahingestellt. Das ist nebensächlich, beschließt Myn. Als Vairrynn sich auf eine augenscheinlich streng geheime Mission begibt, offenbart sie der schönen Buchhändlerin sogar, warum sie der Organisation wirklich beitreten will: Sie will der Schlange der singisischen Autokratie den Kopf abschlagen.
Vairrynn
Vairrynn für seinen Teil war so weit, alles hinzuschmeißen. Am liebsten würde er Myn und Ftonim ins nächste Raumschiff packen und in die Vereinten Planeten fliegen, um dort um Asyl zu bitten (es zu verlangen, es zu erpressen – dasselbe in Grün). Nicht nur musste er mit ansehen, wie Juffgam Myn wie am Viehstrick hinter sich hergeschleppt hat, um wer-weiß-was mit ihr zu tun – nein, Ftonim hat ihm auch noch gestanden, dass der Feldherr des Wy seit zwei Jahren regelmäßig Kontakt zu ihm sucht. Gestanden, sich verplappert, die falsche Zeitform benutzt – dasselbe in Grün.
Auf alle Fälle weiß Vairrynn jetzt, dass der Mann, der seine Adoptivmutter ermordet und einen seltsamen Narren an ihm gefressen hat, seinen besten Freund stalkt. Und Ftonim sich vielleicht sogar stalken lässt. Vielleicht. Oder auch nicht. Vairrynn weiß nicht mehr, wo Ftonim und er stehen und wo wyverdamt noch einmal Ktorram Asnuor steht, und das beunruhigt ihn fast so sehr wie seine Ohnmacht angesichts von Myns Ehedebakel. Deswegen der Drang, den Staub des Singisischen Reiches von seinen Füßen zu schütteln. Ein für alle Mal.
Doch Myns Entschlossenheit, den Kampf um ihre eigene Freiheit aufzunehmen, lässt ihn umdenken. Wenn sie für ein freies, ein neues Singis eintreten will, dann wird er das auch tun. Seine erste Kampfhandlung jedoch gestaltet sich anders als gedacht: Ftonim ist verschwunden und niemand scheint zu wissen, wo er abgeblieben ist. Also beschließt Vairrynn, den Drachen in seiner Höhle zu stellen: Er nutzt seinen militärischen Rang, um sich Zugang zu Asnuors Residenz zu verschaffen und konfrontiert den Feldherrn der Wy mit der Frage nach dem Verbleib von Ftonim Sar. Wie man das eben so tut als sehr besorgter bester Freund.
Asnour
Der Feldherr des Wy sonnt sich im Lichte seines Erfolgs. Das Singisische Reich scheint befriedet – wenn man mal von ein paar Verbrennungen widernatürlicher Frauen absieht –, die Vereinten Planeten fressen ihm aus der Hand, und dank Vairrynn verlaufen die Verhandlungen mit den wilden Drachenfrauen sehr zufriedenstellend. Und dann steht auch noch unversehens Vairrynn Sxarram Neoly vor Asnuors Tür. Das war nicht Teil seines Plans. Aber selbst als Feldherr des Wy darf man sich doch wohl über willkommene Überraschungen freuen. Oder etwa nicht?
Und Ftonim Sar?
Der weiß noch nicht, was er ins Rollen gebracht hat, und ganz sicher nicht, wie ihm geschieht.
Ketzersbuhle – Leseprobe
Und zum Abschluss gibt es noch einen Sneak Peek aus Band 4. Wie immer zu solchen Gelegenheiten gilt: Wer ganz und gar unbedarft an einen Roman rangehen will und Spoiler komplett vermeiden will, liest jetzt besser nicht weiter.
Für alle anderen: Erinnert ihr euch noch an den Cliffhänger von Band 3? Der folgende Sneak Peek gibt einen kleinen Einblick, wie wir dahin gekommen sind – aber nicht darüber hinaus!
Ketzersbuhle, Kapitel 2: Ftonim Sar wacht auf und bringt einen Stein ins Rollen
Als er heute Morgen in Wottnompeks Wohnung aufgewacht war, hatte er sich unsagbar allein und kalt gefühlt. Die altrosa Kuscheldecke, die jemand über ihn gebreitet hatte, half nicht dagegen, und wo ihm die Austernform der plüschigen Couch die Nacht zuvor Geborgenheit vermittelt hatte, ließ sie nun ein Gefühl der Beengtheit in ihm entstehen. Trotzdem war er liegengeblieben und hatte sich in seinem Selbstmitleid gesuhlt, bis er eindeutige Frühstückszubereitungsgeräusche aus der Küche vernommen hatte. Obwohl er nicht gerade glaubte, ein Frühstück verdient zu haben, rappelte er sich von der Couch auf und tapste mit der Decke um die Schultern in die Küche, wo Wottnompek am Herd stand – diesmal ohne die Kittelschürze, die er sich gestern Abend übergezogen hatte.
Wott warf ihm einen Blick über die Schulter zu. „Guten Morgen, Herzblatt. Kaffee?“
„Immer“, sagte Ftonim, ließ sich am Tisch nieder.
Er griff sich ein Stück selbstgebackenes Schrotbrot, das noch ein wenig warm war, und nahm einen großen Bissen, konzentrierte sich auf das kernige Gefühl in seinem Mund. Er wollte nicht reden, aber allein sein wollte er auch nicht. Natürlich war Vairrynn nicht mehr hier. Er war in den fürchterlichen Turm zu der armen Feuerfee gegangen, die Ftonim gestern mit seiner Gedankenlosigkeit in den Vkmist getanzt hatte. Ftonim kaute und kaute und schluckte schwer.
Eine dampfende, viel zu filigrane Tasse wurde vor ihm auf den Tisch abgesetzt. Sie war mit Blümchen verziert, außen wie innen, und man konnte die Ornamente auf dem Boden durch die helle Flüssigkeit hindurchschimmern sehen. Blümchenkaffee, im wahrsten Sinne des Wortes.
„Hast du einen Brummschädel von all dem Wein gestern oder wegen Schlafmangels?“, drang Wotts klangvolle Musikerstimme an sein Ohr.
„Schuldgefühl“, sagte Ftonim, ohne von der Tasse aufzusehen.
Ein Zungenklacken. „Immer noch?“
„Keiner von euch beiden hat mich gestern überzeugt, dass dieser Schlamassel im Born nicht meine Schuld war.“
„Soso“, sagte Wottnompek und Ftonim fühlte sich leicht bevormundet. Die Kadenz klang ein wenig wie die der kleinen Tochter seiner terranischen Freunde, wenn Nari ihren Vätern glauben machen wollte, dass sie sie ernst nahm, es aber nicht tat. Nur kam sich Ftonim in diesem Szenario eher wie das Kind vor, und genau wie Nari es immer getan hatte, wenn sie sich unbehaglich fühlte, verkroch er sich tiefer in seine Decke, zog sie fast bis zu den Ohren hinauf. Die Welt konnte ihn mal gernhaben. Inklusive Wottnompek. Dass sich der Musiker ausgerechnet diesen Moment aussuchte, um Ftonim durchs Haar zu wuscheln, half nicht gerade.
„Du fühlst dich für vieles schuldig, nicht wahr, Herzblatt?“
Die Wärme in Wotts Stimme ließ Ftonim aus seinem Deckennest aufblicken; sie war wie das selbstgebackene Brot und der brühfrische Blümchenkaffee. Der Musiker hatte sich auf dem Stuhl neben ihm niedergelassen und sah ihn aus seinen goldgefleckten Augen forschend an. Instinktiv zog Ftonim sämtliche Schutzschilde hoch, die er besaß. Wieso ließ er sich eigentlich ständig mit Männern ein, die ihn bis aufs Mark durchleuchten wollten? Wottnompeks Blick weitete sich, und Ftonim spürte einen sanften Druck gegen seinen psychischen Schutzwall, der aber sehr schnell wieder nachließ. Korrektur: Warum ließ er sich ständig mit Männern ein, die ihn durchleuchten [kursiv]konnten? Er zog die Decke und den Schutzwall enger um sich zusammen.
Unvermittelt umfasste eine leicht schwielige Hand seinen Nacken und Wott presste kurz die Stirn gegen die seine. „Ich habe das Gefühl, wir müssen mal dringend reden, Ftom. Über viele Dinge.“
„Ich will aber nicht reden“, sagte Ftonim. Er hörte sich an wie fünfzehn.
Die Blümchen auf der Tasse starrten ihn an.
„Das ist mir schon klar“, meinte Wottnompek trocken. „Ändert nichts daran, dass wir es tun sollten.“
„Wieso kannst du mir nicht einfach meinen Frieden lassen?“
„Ftonim.“ Er hatte den Musiker noch nie so ernst gehört. „Du sitzt gerade in meiner Wohnung mit meiner Lieblingsdecke um deine Schultern, nachdem du und dein Freund auf meiner Couch die ganze Nacht durchgewacht habt und ich euch Mattelsuppe gekocht habe. Niemand zwingt dich, hier zu sein. Du bist es trotzdem. Also, kannst du mir wenigstens sagen, warum du dich verhältst wie ein Nadelkissen?“
Die Vernünftigkeit in Wotts Stimme trieb Ftonim die Galle in den Mund und über die Lippen: „Wieso fragst du dich das nicht selbst?“
Wottnompek hob die Augenbrauen, lehnte sich ein Stück von ihm weg. „Genau das tue ich, mein Herz.“ Er seufzte, und in Ftonims Ohren klang es altväterlich. „Wenn du schon nicht mit mir darüber sprechen willst, dann doch bitte mit Vairrynn. Er und ich sind der Meinung, dass du wirklich mit jemandem reden solltest.“
Ftonim entriss sich ein Lachen. Das war nun wirklich das Letzte, was er befürchtet hatte, dass passieren würde, wenn Vairrynn und Wott sich jemals begegneten.
„Ach, [kursiv]er und du[kursivEnde] denkt das, ja? [kursiv]Fucking hell[kursivEnde]. Was habt ihr denn sonst noch so über mich besprochen? Oder entschieden?“
„Wir haben gar nichts ‚entschieden‘! Aber wenn du nicht mit uns sprichst, dann reden wir eben miteinander über dich, ist das so schwer zu verstehen?“
„Anscheinend bin ich sehr begriffsstutzig, also ja.“
„Großer Wy, du benimmst dich wie ein verzogenes Gör!“
„Beschwer dich bei meinem Vater, der hat mich so erzogen.“
„Richtig, das hat er. Aber ohne Erfolg! So bist du normalweise nicht.“
„Ach, und jetzt weißt du also auch noch besser, wer ich bin, als ich selbst?“
„Anscheinend ja!“
Wottnompeks letzter Ausruf verhallte in der Stille der Küche. Nur das Vor-sich-hin-Köcheln von etwas Gemüsigem auf dem Herd war noch zu hören. Vermutlich die Reste der gestrigen Mattelsuppe. Ftonim wandte den Blick ab, nahm einen Schluck Kaffee, bereute es.
„Ich bin noch müde“, sagte er zu der Tischplatte. „Ich glaube, ich lege mich noch mal hin. Dein Bett ist ja wohl gerade frei.“
„Ftonim …“
Er stand auf, drapierte demonstrativ die altrosa Decke um seine Schultern. „Ich finde es einfach interessant, dass ihr davon ausgeht, dass ich mit niemandem darüber rede. Ich meine, nur weil ich nicht mit EUCH darüber rede.“
Damit marschierte er so würdevoll wie möglich aus der Küche Richtung Schlafzimmer. Ihm war vollkommen bewusst, dass keiner der an diesem Gespräch Beteiligten je gesagt hatte, was es eigentlich war, worüber er oder sie reden sollten. Aber das war ihm egal. Immerhin hatte er das letzte Wort behalten.
[…]
Auf leisen Sohlen schlich er sich zur Wohnungstür, die sich dank seines Berechtigungscodes geräuschlos öffnen ließ. Er schlüpfte hinaus und ging schnellen Schrittes durch das Wohnkonglomerat, folgte den schneckenhausartigen Windungen nach unten, bis er den nächstgelegenen Raumreißer erreichte. Dort ließ er sich ein Tor öffnen –
Weiter geht es in Ketzersbuhle, Die Erste Tochter 4, Ende Oktober 2025!