Mein Hauptprojekt ist ja „Die Erste Tochter“, gar keine Frage. Aber einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen hat auch meine neueste Science-Fantasy-Geschichte „Der Sohn“. Zur Feier des Tages gibt es eine kleine Leseprobe daraus.

Der Sohn – Suche zwischen den Sternen

„Heim“, sagte er und „Mutter“, um zu unterstreichen, was er meinte.

Die Fremde ließ ihn los. Sie machte ein Geräusch, das halb wie das Tschilpen eines Singvogels und halb wie der Futterschrei einer Möwe klang.

„Was glaubst du denn, was du bist? Kohlenstoff?“

Roke sog scharf die Luft ein. „Ich weiß, was ich bin, und du kannst nicht …“

„Du denkst von diesem winzigen Planeten, nein, von diesem einen Stück Land, als wäre es das All!“ Sie wies mit dem Arm über die Ebene und dann hinauf zu den Sternen. „Denkst du, das hier wäre alles, was ist?“

Moosflechten wanden sich seine Waden hinauf. Er wusste, was es da draußen gab, Tem hatte nie einen Hehl daraus gemacht, aber ihm war klar, dass die Frau das nicht meinte: Er wusste es. Verstanden hatte er es in seinem ganzen Leben nicht.

Roke starrte in den fremden Nachthimmel hinauf, der von tiefroten Gasschlieren durchzogen war. Dazwischen brannten heiße, blaue Sterne, und fast über dem Zenit glühte ein orangeroter Riese so hell wie ein kleiner Mond. Roke krallte sich tiefer in das phosphoradrige Gestein unter seinen Füßen.

„Ich will damit nichts zu tun haben“, meinte er.

„Woher willst du das denn wissen?“, sagte sie, und jetzt sträubten sich nicht nur Rokes Nackenhaare. Alles in ihm sträubte sich. Die Meerwasserpfütze schäumte auf.

 

„Der Sohn“ ist erschienen in der der Anthologie „Dazwischengeschichten“  der Autorengruppe „Schreiber und Sammler“. Überall im Buchhandel erhältlich.