Als Portal zur Welt der Literatur bezeichnen sich Literatopia auf ihrer Homepage, und tatsächlich hat mir Judith Madera mit ihren durchdachten Fragen zu meinen Zukunftsepos Die Erste Tochter einen neuen Zugang zu meinem eigenen Werk erschlossen. Das klingt vielleicht etwas melodramatisch, aber so meine ich es gar nicht. Etwas neu zu sehen oder kennenzulernen, muss nicht immer große Erkenntnis bekommen. Auch kleine Erkenntnis ist gut, ist neu, ist wertvoll. Und ich habe dank Judith und Literatopia gelernt, dass nicht nur Myn wie Feuer ist und Vairrynn wie Luft, sondern Ftonim auch wie Licht und Erde – und dass ich die Elemente benutzen kann, um meine Figuren zu beschreiben.
Das mag jetzt Lesedrachen, die Myn & Co. schon kennen, wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen. Schließlich bemühe ich das Elementare oft genug für meine Beschreibungen im Mynversum. Aber trotzdem bin ich noch nie auf die Idee gekommen, diese Worte außerhalb der Romane zu gebrauchen, um meine Figuren knapp und eingängig zu beschreiben. Man lernt nie aus.
Das ganze Interview über Die Erste Tochter, Worldbuilding, Schreiben und Brotjob, Kaffee auf Singis und Gelbe Zwerge findet ihr hier
Einen kleinen Teaser darf ich euch aber zeigen:
Literatopia: Erzähl uns mehr über Deine Protagonistin Myn. Wie wandelt sie sich von einer behüteten Adelstochter zu einer Rebellin?
Katharina Maier: Durch die Umstände. Myn Neoly ist die „Erste Tochter“, also das ranghöchste Mädchen, einer eher freiheitlich gesinnten Adelsfamilie. Es macht eigentlich nicht so viel aus, dass sie lieber ein Buch als einen Stickrahmen in der Hand hält, solange keiner der Männer in ihrem Umfeld etwas dagegen hat. Würde alles so bleiben, wie es ist, hätte Myn keinen persönlichen Grund zu rebellieren. Um die Welt zu verändern, einfach weil sie ungerecht ist – dafür ist sie nicht selbstlos genug. Aber die Vergangenheit holt ihre Familie ein und die politische Lage auf Singis verändert sich zum Schlechteren. Myn kommt unter die Räder dieser Entwicklung, und in einer Gesellschaft, in der Frauen nichts zu sagen haben, kann sie dem nichts entgegensetzen. Diese Erkenntnis zieht ihr erst mal den Boden unter den Füßen weg. Es dauert eine ganze Weile, bis sie wütend genug wird, um sich aufzulehnen.
[…]
Literatopia: Wie bist Du beim Worldbuilding vorgegangen? Was war zuerst da? Und was hast Du relativ spät in die Story eingebaut?
Katharina Maier: Die Grundidee war das Gesellschaftssystem: eine Welt, über der Raumschiffe fliegen und auf der die Väter das letzte Wort haben. Singis selbst ist dann Schritt für Schritt aus dieser Kernidee gewachsen. Ich habe mich immer wieder gefragt: Wie muss dieser Planet beschaffen sein, damit diese Gesellschaft daraus entstand? Oder: Wie würde diese Gesellschaft auf neue Entwicklungen wie die Begegnung mit Aliens reagieren?
Vor allem habe ich die Singisen ernstgenommen. Nicht alles an ihrer Lebensart ist schlecht. Sie bewahren die Dinge gern, wie etwa Kunsthandwerk, trotz technologischem Fortschritt und die Natur. Das ist etwas, was ich durch dieses Worldbuilding gelernt habe: Jede Gesellschaftsform hat mehr als eine Seite.
Erst beim Überarbeitungsprozess kam die Art der Singisen, sich auszudrücken. Irgendwann ist mir aufgegangen, dass es eigentlich wenig Sinn ergibt, wenn Singisen irdische bzw. deutsche Redensarten verwenden …
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